Wort des Monats

Wort des Monats Januar 2023, lauschen
ein der edlern und poetischen sprache angehöriges wort
Das Verb lauschen verbreitete sich seit dem 16. Jahrhundert, damals und bis vor gut 200 Jahren vor allem in der Dichtung. Es bündelt viele nebeneinander liegende Bedeutungen, die zugleich immer auch eine Atmosphäre beschreiben. Lauschen kann bedeuten, im Hinterhalt liegend zu lauern. Mit dieser Bedeutung kann es auch „acht haben“ oder „acht geben“ meinen. Und mehr im Sinne der Jagd ist es dann wieder eher „auflauern“ und „anschleichen“, verborgen hinter Hecken. Dem folgt eine weitere Bedeutung: lauschen im Sinne von „versteckt sein“, zum Beispiel an einem trauten, heimlichen Ort – dem lauschigen Plätzchen. Am häufigsten ist lauschen inzwischen das mehr oder minder scharfe Hören und Aufmerken. Und schließlich löst sich die Schärfe darin auf: Im hingebungsvollen Lauschen, etwa einer angenehmen Musik oder Stimme – ganz ohne Hinterhalt.

Wort des Monats Februar 2023, Zinne
in eigentlicher verwendung als wehrbrüstung auf burg- und stadtmauern, später als architektonisches schluszstück von türmen und gebäuden
Das Wort Zinne war schon vor über 200 Jahren nicht mehr so recht alltagsgebräuchlich. Im Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart wird bemerkt: „Das Wort ist im Hochdeutschen ungewöhnlich geworden, und wird nur zuweilen in der höhern und dichterischen Schreibart gebraucht.“ Wurde erst das Wort weniger alltäglich oder die Sache selbst? Wie rum man es dreht: Es ist schade um die Zinne. Ist sie doch – ähnlich wie der Saum eines Kleidungsstücks – ein Detail, das Abgrenzung und Öffnung, Schmuck und Funktion vereint. Scheinbar unscheinbar, dabei weithin sichtbar. Nicht ohne Grund gab es Zeiten, da die Köpfe der erledigten Feinde auf die Zinnen gesteckt wurden. Und zudem ein großartiger Aussichtspunkt, eine Warte, von der aus man wachend – nicht nur Feinde, sondern auch und vor allem – Gäste willkommen heißen kann

Wort des Monats März 2023, Kelch
aus dem lateinischen calix und aus dem griechischen calyx
Der Kelch – Name eines Trinkgefäßes und einer Blütenform – hat zwei verschiedene Ursprünge. Das Trinkgefäß kommt vom Lateinischen calix. Es bezeichnet ursprünglich den Kelch des feierlichen Abendmahls, bauchig und auf einem Fuß stehend. Meint der Kelch eine Blütenform handelt es sich um eine inzwischen gewohnte, doch – wenn man es botanisch genau nimmt – nicht ganz zutreffende Verwendung des Wortes. Der botanische Kelch stammt aus dem Griechischen calyx und meint eigentlich die Knospe, die Blüte-, Frucht- und Samenanlage beherbergt. Schon im Mittelalter vermischten sich beide Ursprünge, trafen sich im gleichen Wort. Erst viel später und noch meist poetisch beschrieb „Kelch“ auch Blütenformen, und wanderte in unsere Umgangssprache hinein.
Sprechen Sie uns auf unsere Projekte an. Wir erzählen Ihnen gern mehr davon.

Hanno Brahms | 0170 5420664 | hannobrahms(at)bei-brahms.de

Clara Brahms | 0175 5011549 | clarabrahms(at)bei-brahms.de